Freitag, 8. November 2019

Der Weibsteufel, 7. November 2019, Akademietheater

Ein überaus intensiver Abend. Ein böses Stück, das Lachen bleibt einem im Hals stecken.
Copyright: Burgtheater
Drei wunderbare Schauspieler, ein vernünftiges, starkes  Bühnenbild, nicht zu lang.
Minichmayr ein böses Weib, manipuliert und wird manipuliert.
Moretti sehr interessant, und Wölbern verschlagen. Allerdings sind die Männerrollen viel einfacher gestrickt als das Weib




Regie Martin Kušej 
Bühne Martin Zehetgruber 
Kostüme Heide Kastler 
Musik Bert Wrede 
Licht Herbert Markl 
Dramaturgie Sebastian Huber
Der Mann Werner Wölbern 
Sein Weib Birgit Minichmayr  
Ein junger Grenzjäger Tobias Moretti

Mittwoch, 6. November 2019

Wiener Symphoniker / Mallwitz, 5. November 2019, Konzerthaus

Es hat sich uns eine neue junge deutsche Dirigentin vorgestellt, die mich total überzeugt hat. Joana Mallwitz, dzt. GMD in Nürnberg brachte die Symphoniker zum klingen. Das Orchester ist dzt. wirklich grandios. Das Siegfried-Idyll (zum 100. Mal im Konzerthaus) habe ich allerdings zum ersten Mal im Konzert gehört. Nach der Pauser ein fulminanter 1. Akt Walküre. Diesmal mit Stephen Gould als Siegmund. Jennifer Holloway sang sehr schön, ihre Timbre gefiel mir nicht wirklich. Hans-Peter König war ein luxuriöser Hunding!
Großer Jubel!!


Interpreten
Wiener Symphoniker
Jennifer Holloway, Sieglinde
Stephen Gould, Siegmund
Hans-Peter König, Hunding
Joana Mallwitz, Dirigentin
Programm
Richard Wagner
Siegfried-Idyll (1870)
***
Die Walküre (Erster Aufzug) (1852–1856)


Dr. Klaus Billand für den online-Merker:
WIEN/Konzerthaus: Zyklus Musik im Gespräch 3. Konzert (R. Wagner) am 4. November 2019
 Der Abend des Stephen Gould!
 Zunächst sprach an diesem Abend unter dem Titel „Mythisches Erzählen und Musik“ Laurenz Lütteken mit Erwin Barta über das Musikdrama Richard Wagners – daher der Titel des Zyklus der Wiener Symphoniker, Ehrenmitglied der Wiener Konzerthaugesellschaft. Unter der musikalischen Leitung von Joana Mallwitz begann der Abend im Großen Saal mit Richard Wagners „Siegfried-Idyll“ welches er zum 33. Geburtstag seiner Frau Cosima am 25. Dezember 1870 in kammermusikalischer Besetzung im Treppenhaus ihres Hauses in Tribschen nahe Luzern uraufführte, dessen Miete damals König Ludwig II bezahlen ließ. Man ist bei dieser herrlichen Musik, die Mallwitz mit den Symphonikern fein ziseliert und mit starker lyrischer Komponente musizierte, sofort im „Ring des Nibelungen“, im „Siegfried“ also, denn diese Partitur stand sicher noch unter dem Einfluss der Freude über die Geburt des einzigen Sohnes Richard und Cosima Wagners in Tribschen eineinhalb Jahre zuvor.
Dann aber wurde es musikalisch ernst, denn der 1. Aufzug der „Walküre“ stand auf dem Programm, der wohl emotionalste Aufzug im ganzen „Ring“. Die angsterfüllte Flucht Siegmunds vor seinen schwer bewaffneten Verfolgern durch den finsteren Wald, sein Einfall in die Hütte eines führenden Vertreters dieser Feindessippe und das dortige Wiederfinden seiner Schwester, die von diesem gewaltsam „geehelicht“ wurde, ist fast schon ein Musikdrama für sich und deshalb konzertant mit Notenpulten vor den Sängern nur mit größter Liebe zum Oeuvre des Bayreuther Meisters zu genießen. Wenngleich sich heute mit oft großem Erfolg die Aufführungsstile „halbkonzertant“ und vor allem „halbszenisch“ durchgesetzt haben und auch kleineren Häusern die Aufführung der Musikdramen Wagners ermöglichen, möchte man doch auch bei einer rein konzertanten Darbietung, und zumal des 1. Aufzugs der „Walküre“, etwas Emotion in Bewegung und Mimik der Sänger erleben wollen.

Stephen Gould, Jennifer Holloway. Foto: Klaus Billand
Wie man das auch im Frack machen kann, hat gestern Abend nur Stephen Gould mit seiner Interpretation des Siegmund vorgeführt. Dieser Ausnahmesänger des schweren Fachs schien gestern stimmlich sogar noch über sich hinaus zu wachsen und begeisterte mit seinem in allen Lagen hundertprozentig ansprechenden Heldentenor, der mit der ursprünglich baritonalen Herkunft des Sängers gerade der tieferen Lage des Siegmund entgegenkommt. Da war einfach alles zu hören, was man von diesem Getriebenen nach Wagners Tonsetzung hören möchte. Herrliche Lyrik in den Winterstürmen, volle Attacke beim Wälsungenblut, das er zudem noch sehr lang halten konnte, eine volle und facettenreiche Mittellage seiner weiterhin frisch klingenden Stimme mit stets großer Ausdruckskraft und unverkennbarem Gould-Timbre. Wien kann sich glücklich schätzen, dass dieser Sänger, der ja auch den „Götterdämmerung“-Siegfried im neuen „Ring“ 2020 in Bayreuth singen wird, die Stadt weiterhin mit seinen Auftritten beglückt. Man kann nur hoffen, dass auch die neue Staatsopern-Administration ihm viele Auftritte im Haus am Ring, vor allem mit Wagner und Richard Strauss, ermöglichen wird. Für mich ist Stephen Gould weiterhin der beste Siegfried, Siegmund, Tristan und wohl auch Parsifal unserer Tage. Und solche Kaliber gehören an die Wiener Staatsoper.

Joana Mallwitz, Jennifer Holloway. Foto: Klaus Billand
Mit passender Mimik schaute Gould immer wieder zur neben ihm stehenden Sieglinde, die von Jennifer Holloway gesungen wird, hinüber, um auch darstellerisch wenigstens etwas Aktion in diese konzertante Aufführung zu bringen. Diese doch gerade im Verhältnis zwischen Siegmund und Sieglinde so bedeutende Interaktion, wenigstens mit Blicken und entsprechendem Gesichtsausdruck, vielleicht auch der einen oder anderen Bewegung, blieb bei der US-Amerikanerin jedoch meist unbeantwortet. Sie war nahezu ausschließlich mit ihrem Gesang beschäftigt. Der war für eine Sieglinde im Prinzip ausreichend, ein gut geführter Sopran mit ansprechenden Höhen, auch wenn man letzte vokale Emphase vermisste. Wie gut hätte an diesem Abend eine Leonie Rysanek an die Seite von Stephen Gould gepasst! Sie hätte die Glut und Emphase der Sieglinde bei der Wiedererkennung ihres Bruders auch konzertant voll realisiert. Dabei erinnere ich mich an die halbszensiche „Walküre“ im Januar in Abu Dhabi, die im Grunde konzertant war, weil den Sängern jegliche emotionale Regung untersagt wurde (diese sollte von einem Stummfilm hinter dem Orchester kommen), und bei der Egils Silins als Wotan und Catherine Foster als Brünnhilde eine so intensive Interaktion zeigten, dass man eine Szene kaum noch vermisste.
Mangelndes mimisches Engagement, bezogen auf die düstere Boshaftigkeit und Gegnerschaft zu Siegmund, vermisste man bei Hans-Peter König als Hunding noch mehr. Der Deutsche verfügt fraglos über einen beeindruckenden Bass, ist sicher einer der größten Bassisten unserer Zeit, und war damit auch an Häusern wie der Met, Bayreuth und anderen im Wagner-Fach schon als Hunding, Fafner und Hagen eingesetzt. Allein, es fehlt König jegliches schauspielerisches Engagement. Er singt seinen Part stimmlich beeindruckend herunter, fast wie ein Komtur, würdigt Siegmund und Sieglinde keines Blickes und schon gar nicht eines zu seiner jeweiligen Aussage passenden Gesichtsausdrucks. Er wirkte damit gestern Abend dramaturgisch wie ein Fremdkörper in dem Terzett.
Joana Mallwitz dirigierte die Wiener Symphoniker mit viel Verve und intensiver Bewegung auf dem Dirigentenpodest gleich schon zu Beginn des dramatischen Vorspiels und suchte stets engen Kontakt zu den einzelnen Instrumentengruppen und Musikern, mit einem Schwerpunkt bei den Bläsern. Es war ein musikalisch guter 1. Aufzug, wenngleich manches noch zu glatt und kühl klang und mehr – vielleicht auch etwas zügellose – Emotion und Wärme wünschenswert gewesen wären. Aber das kann ja noch kommen. Heute Abend gibt es eine Wiederholung.
Klaus Billand

Stephen Gould in der Garderobe. Foto: Klaus Billand

Montag, 4. November 2019

Werther, 31. Oktober 2019, Staatsoper

Ein wunderbarer Abend, angefangen von einem ausgezeichneten Frédéric Chaslin, auch die Geigen- bzw Cellosoli waren vom feinsten. Vittorio Grigolo grandios, ein herrlicher Tenor! Elena Maximova auch fast so gut, der Rest passte sich dem Niveau an.

Renate Wagner:
Den Werther sang Vittorio Grigolo, ein Sänger, aus dem sich die Wiener erstaunlicherweise nicht viel machen – und dabei ist er unter den Tenören ein besonderer. Einer, dessen Stimme nicht in verschiedene Klangfarben zerbricht und auch nicht in irgendeiner Tonhöhe aussetzt, sondern fugenlos durch alle Register geht. Und in den Piani ebenso sattelfest ist wie in strahlenden Spitzentönen, die nie Gefahr laufen, Ohrenpein zu bereiten. Eine durch und durch bemerkenswerte, schöne Stimme, die technisch vorführen kann, wie man es macht: nicht zuletzt sein „Pourquoi me reveiller“ beweist es.  
Dazu kommt sein persönlicher Einsatz – immer, man weiß es eher aus New Yorker Übertragungen (von einst) denn aus der Staatsoper, wo er bisher, vor diesem Werther, zwischen 2013 und 2019 genau zehn Mal (in vier verschiedenen Rollen) auf der Bühne stand. Gewiß, er spielt den Werther von Anfang an mit einer Art von tremolierendem Pathos – aber man kann diesen Liebesverrückten nicht unterspielen, sonst stimmt gar nichts mehr an der Figur. Und wenn er auch (wie Florez) gelegentlich die Tendenz zeigt, Spitzentöne mit ausgebreiteten Armen ins Publikum zu schmettern, so wirkt er doch nie eitel, berechnend oder oberflächlich, sondern immer total in der Figur. Den Teil des Publikums, der gekommen war, hat er diesmal überzeugt – da gab es verdiente Jubelstürme.



Dirigent  Frédéric Chaslin 
Regie  Andrei Serban
Ausstattung  Peter Pabst
Kostümmitarbeit  Petra Reinhardt

Werther Vittorio Grigolo 
Albert Adrian Eröd 
Charlotte Elena Maximova 
Sophie Ileana Tonca
Le Bailli Hans Peter Kammerer 
Schmidt Benedikt Kobel 
Johann Ayk Martirossian

Dienstag, 29. Oktober 2019

Klavierabend Till Fellner, 28. Oktober 2019, Konzerthaus

Till Fellner spielt anders. Klar, zärtlich und rein! Feinster, sehr eleganter Anschlag, selten laut. Feinste Rubato und Betonungen der richtigen Töne. Er kehrt nie den Virtuosen heraus!
Die A-Dur Sonate sehr hell! Die harte Stelle im 2. Satz eher milde, der vierte sehr gesanglich.
Die Schönbergstücke wunderbar, haben mir gut gefallen.
Die Wiederholung im ersten Satz der B-Dur Sonate hat er erstaunlicherweise nicht gespielt. Dies ist glaube ich erlaubt, aber heutzutage nicht mehr üblich. Den dritten Satz habe ich noch nie so schön gehört!


Interpreten
Till Fellner, Klavier
Programm
Franz Schubert
Sonate A-Dur D 959 (1828)
Arnold Schönberg
Drei Klavierstücke op. 11 (1909)
***
Franz Schubert
Sonate B-Dur D 960 (1828)

Zugabe:
Franz Schubert
Moment musical As-Dur D 780/2 (1823–1828)
Arnold Schönberg
Klavierstück op. 19/6 (Sechs kleine Klavierstücke) (1911)

Montag, 28. Oktober 2019

Wiener Symphoniker / Bronfman / Shani, 25. Oktober 2019, Konzerthaus


Dieser Abend brauche lang um in die Gänge zu kommen. Lahav Shani dirigierte zu unpräzise und ohne Schwung, es wurde erst schön im dritten Satz vom Brahms Klavierkonzert. Das Cellosolo war unglaublich schön und dann lief das Werkel. Yefim Bronfman spielte wunderschön und unauaufgeregt, aber sehr intensiv.
Nach der Pause eine herrliche Unvollendete, vor allem der erste Satz, klar und zärtlich! 
Wir gingen vor der Tannhäuser Ouverture, da es genug war


Interpreten
Wiener Symphoniker
Yefim Bronfman, Klavier
Lahav Shani, Dirigent
Programm
Wolfgang Amadeus Mozart
Österreichische Bundeshymne K 623a
Johannes Brahms
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 (1878–1881)
Zugabe:
Antonín Dvořák
Slawischer Tanz e-moll op. 72/2 (1887)
***
Franz Schubert
Symphonie Nr. 7 h-moll D 759 »Unvollendete« (1822)
Richard Wagner
Ouverture zu »Tannhäuser« (1845)

Dienstag, 22. Oktober 2019

A Midsummer Nights Dream, 21. Oktober 2019, Staatsoper

Dem Vergnügen waren keine Grenzen gesetzt. Alle gingen mit einem Lächeln durch die Pause.
Bemerkenswert wie Théo Touvet durch das Stück wirbelt.
Wie immer ist es in einer späteren Vorstellung runder und eingespielter!

siehe auch
Florian, 5. Oktober 2019
Dirigentin  Simone Young
Regie  Irina Brook
Bühnenbild  Noëlle Ginefri-Corbel
Kostüme  Magali Castellan
Licht  Jean Kalman
Choreographie  Martin Buczko

Théo Touvet 

Oberon Lawrence Zazzo 
Tytania Erin Morley 
Puck Théo Touvet 
Theseus Peter Kellner 
Hippolyta Szilvia Vörös 
Lysander Josh Lovell 
Demetrius Rafael Fingerlos 
Hermia Rachel Frenkel 
Helena Valentina Naforniţa 
Bottom/Zettel Peter Rose 
Flute/Flaut Benjamin Hulett 
Quince Wolfgang Bankl 
Snout Thomas Ebenstein 
Snug William Thomas
Starveling Clemens Unterreiner 

Montag, 14. Oktober 2019

Wiener Symphoniker / Bronfman / Jordan, 12. Oktober 2019, Konzerthaus

Ein sehr ruhiges Brahms-Klavierkonzert, aber trotzdem spannend. Gepfleger Anschlag und große Bögen zeichnen, ein wirklicher Genuß
Nach der Pause ein disziplinerter Sacre, beeindruckend

Interpreten
Wiener Symphoniker
Yefim Bronfman, Klavier
Philippe Jordan, Dirigent
Programm
Johannes Brahms
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-moll op. 15 (1854–1859/1875)
***
Igor Strawinski
Le sacre du printemps. Bilder aus dem heidnischen Russland (1911–1913)