Samstag, 29. April 2023

Der Glöckner von Notre Dame, 25. April 2023, Ronacher

 Eine perfekt inszenierte Aufführung, super gesungen, toll getanzt, herrlich gespielt. 

Musik halt Musical, sehr ordentlich und nie fad.

Sehr gut gefallen



Lohengrin, 23. April 2023, Staatsoper

 Und noch einmal Wagner, diesmal in Wien.
Eine Weltklassevorstellung seitens des Orchesters und der Sänger, leider kleine Schwächen seitens des Dirigenten Omer Weil Wellber, der mit allen anderen nicht mithalten konnte.

Herrlich Piotr Beczala als Lohengrin, perfekte Stimme und warmer Tenor.  Ein wirklich böser Telramund, diese Rolle liegt Konieczy auch! Nylund eine schon sehr gestandene Elsa, Stemme wunderbar bösartig und intrigant. Wundervoller Genuß!

Nazmi als König schön gesungen, aber nicht so bühnenpräsent wie die anderen, die alle eine Wucht waren.

Abschied von dieser Inszenierung

BESETZUNG 23.04.2023

Musikalische LeitungOmer Meir Wellber
InszenierungAndreas Homoki
Bühne und KostümeWolfgang Gussmann
LichtFranck Evin
DramaturgieWerner Hintze
Heinrich der VoglerTareq Nazmi
LohengrinPiotr Beczala
Elsa von BrabantCamilla Nylund
Friedrich von TelramundTomasz Konieczny
OrtrudNina Stemme
Der Heerrufer des KönigsClemens Unterreiner

DIe Meistersinger von Nürnberg, 22. April 2023, Musiktheater Linz

Auch Linz kann Meistersinger! Ein gute Inszenierung, Spielzeug, aus der Sicht von Eva Pogner.

Zu Beginn Spielzeugfiguren und Kuschelbär, im 2. Akt dann ein Flipper, im dritten lauter Flipper auf der Bühne. Auch singt Evchen " ICc brauche diesem Meister nicht"

ausgezeichnet dirigiert, kein schleppen.

Sängerisch sehr gut, leider war Heiko Börner indisponiert, er schonte sich und im 3. Akt lies die Stimme dann doch nach. 

Erica Eloff eine imposante Eva, starke Stimme und hat mir besser als jene in Wien gefallen. Der Sachs sehr gut, ähnliche Stimme wie Pogner. Durch das sehr gleiche Schminken als Clown im ersten AKt waren sie schwer zu unterscheiden (auch Kothner). Chor wunderbar

Musikalische Leitung

BESETZUNG

Hans Sachs, Schuster
Claudio Otelli
Veit Pogner, Goldschmied
Dominik Nekel
Kunz Vogelgesang, Kürschner
Jonathan Hartzendorf
Konrad Nachtigall, Spengler
Navid Taheri Derakhsh
Sixtus Beckmesser, Stadtschreiber
Martin Achrainer
Fritz Kothner, Bäcker
Michael Havlicek
Balthasar Zorn, Zinngießer
Matthäus Schmidlechner
Ulrich Eißlinger, Würzkrämer
Markus Miesenberger
Augustin Moser, Schneider
Conor Prendiville
Hermann Ortel, Seifensieder
Gregorio Changhyun Yun
Hans Schwarz, Strumpfwirker
William Mason
Hans Foltz, Kupferschmied
Krzysztof Borysiewicz
Walther von Stolzing, ein junger Ritter aus Franken
Heiko Börner
David, Sachsens Lehrbube
Matjaž Stopinšek
Eva, Pogners Tochter
Erica Eloff
Magdalena, ihre Amme
Manuela Leonhartsberger
Ein Nachtwächter
Kinder- und Jugendchor des Landestheaters Linz
Lehrbuben
Sophie Kidwell
Zuzana Petrasová
Florentina Serles
Tetiana Stytsenko
Calon Danner
Xhoiden Dervishi
Hans-Jörg Gaugelhofer
Georg Hartl
Sergey Kanygin
Lucas Pellbäck
Paul Skalicki
Vladimir Slepec

Chor des Landestheaters Linz
Extrachor des Landestheaters Linz
Statisterie des Landestheaters Linz
Bruckner Orchester Linz

Sonntag, 16. April 2023

Die Zauberflöte, 16. April 2023, Kasino - Burgtheater

 EIn ausgesprochen amüsanter Abend, ein moderne Nacherzählung der Zauberflöte mit singenden Schauspielern


Renate Wagner:

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Fotos: Burgtheater / c_Marcella_Ruiz_Cruz

WIEN / Kasino des Burgtheaters: 
DIE ZAUBERFLÖTE
„The opera but not the opera“
Nils Strunk und Lukas Schrenk nach Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder
Premiere: 6. April 2023  

Es war nicht gerade eine typische Gründonnerstags- bzw. feierliche Oster-Premiere. Diese „Zauberflöte“, die derzeit im Kasino des Burgtheaters geboten wird, hätte besser in den Fasching gepasst. Aber sie wird, ungeachtet des Datums, ihren Weg direkt zum Publikum machen. Denn Schauspieler / Musiker / Regisseur Nils Strunk (der auch noch inszeniert) hat gemeinsam mit Lukas Schrenk eine wirklich witzige, respektlose „Pawlatschen“-Musical-Version von Mozarts Meisterwerk auf die Bühne gebracht, die in pausenlosen zwei Stunden nur gelegentlich durchhängt.

Der conferierende Theaterdirektor, der vor das Publikum tritt, könnte vielleicht ein paar einführende Worte mehr über die Umstände der Aufführung finden. Das Programmheft erklärt: „Eine fahrende Schauspieltruppe unter der Leitung des Wiener Zauberkünstlers Kratky-Baschik führt ihre ganz eigene Version von Mozarts ZAUBERFLÖTE auf“, aber das bekommt man ohnedies schnell mit. Pawlatsche, Kostüme wie bei Direktor Striese und die Bearbeitung wohl auch – diese deutsche Schwank-Mentalität wirkt durch die freche Selbstverständlichkeit, mit der die  Schmiere triumphiert, immer.

Und es ist mehr oder minder die Handlung der „Zauberflöte“, die man erlebt, wenn auch notwendigerweise wüst zusammen gestrichen. Schon die Ouvertüre, die a capella gesungen wird (!), ist ein Gustostück. Dann übernehmen drei Musiker unter der Führung von Nils Strunk selbst am Klavier (und singen tut er auch), und da klingt manches plötzlich anders. Wie wäre Mozart als Musical, war wohl die Überlegung. Die Begleitmusik auf dem üblichen kitschigen Sound umgepolt, der Text in simples Englisch übersetzt, die Sänger im Musical-Belten-Modus – und schon könnte Mozart auf jeder Bühne der Welt Andrew-Lloyd-Webber-Erfolge feiern (denn keinem der Routine-Schreiber, die heute angebliche „Musicals“ machen, die gleich wieder vergessen werden, fällt etwas Ähnliches ein): „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ aus „Song“ – das funktioniert.

Und da wird auch vieles andere verändert – eine verliebte „Dame“ beginnt angesichts von Tamino „Blue Moon“ zu singen (auch anderes Populäre wird gelegentlich hineingemixt) , Papageno tritt mit „I am the Bird Man“ zu ganz eigenen Tönen auf, und es ist erstaunlich, wie man Mozart verpopen und verrocken kann, ohne dass man als Liebhaber des Originals böse wird. Weil Amadeus immer stärker ist als alles, was man mit ihm macht.

Handlungsmäßig verläuft die längste Zeit mit geringen Mitteln und vollem Einsatz der Interpreten alles lustig, allerdings wird ja auch die „Zauberflöte“ im zweiten Teil schwächer, und da fehlen dann von Zeit zu Zeit die Ideen. Gut, Tamino und Pamina ohrfeigen sich, na ja, Mutter und Tochter zoffen, das sieht man ein, und am Ende ist der Autor dann ganz witzig, wenn er, nicht als Erster, einiges in dieser Oper in Frage stellt. Da wollen Tamino und Pamina auf Sonnenkreis und das andere Brimborium  verzichten und ein ganz normales Leben leben (man kann es ihnen nachfühlen). Ja, und Sarastro und die Königin der Nacht – die erweisen sich als ehemaliges Liebespaar (mit Pamina als seiner Tochter), und das ganze Durcheinander entstand nur durch die Rache des gehörnten Ehemanns… Offenbar mögen sich die beiden noch immer, und wenn Sarastro „Contessa, perdono“ singt, ist es zwar die falsche Oper, aber der richtige Komponist und ein sehr witziges Ende.

Eingedampft auf sechs Personen, ist das eine wahre Herausforderung an die Interpreten, aber sie haben ihren Autor gefunden und leisten Prächtiges – und alle können ausreichend singen für das, was Strunk ihnen zumutet. Die drei Damen der Besetzung sind sowieso mehrfach gefordert, denn die verwandeln sich von den „drei Damen“ – zickig, eifersüchtig, wie es sich gehört – in drei Hauptprotagonisten (-innen): Lilith Häßle in eine durchaus störrische Pamina, Annamária Láng in einen tückischen Monostatos, und Katharina Pichler schießt als urkomische Königin der Nacht überhaupt den Vogel ab – allein wie sie die Koloraturen umschifft, ist schon ein Meisterstückchen, und wie sie die Wut ihrer Arien komisch deklamiert, desgleichen.

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Tim Werths, der parallel im Burgtheater als Raimunds Phantasie tänzeln muss, ist um einiges überzeugender als Theaterdirektor und gar nicht niedlicher Papageno. Gunther Eckes könnte man in keinem Opernhaus als edlen Prinzen besetzen, aber ein Striese nimmt, was er hat. Und Wolfram Rupperti lässt als Sarastro einige erstaunliche Basstöne hören und ist alles andere als der edle Mann der Oper… Jeder passt perfekt in das Konzept, das hier realisiert wird.

Mozart hat schon vieles überlebt, auch einige wirklich idiotische Inszenierungen. Da ist diese fröhliche, respektlose, aber nie abwertende Musical-Schmieren-Version  geradezu eine Huldigung.

Renate Wagner

Belcea Quartet / Chamayou/15. April 2023, Mozartsaal

 Feiner Abend, wie immer sehr spannend und perfekt musiziert
BEsser ha mir der Schostakowitsch gefallen, intensiv, tolle Fuge, sehr interessant das Intermezzo und der erste Satz. Cesar Franck eher schwülstig und pastos, sehr gut, aber nicht so dass meine, etwas zu schwer

BESETZUNG

Belcea Quartet

Corina BelceaVioline

Pawel ZalejskiVioline

Krzysztof ChorzelskiViola

Antoine LederlinVioloncello

Bertrand ChamayouKlavier

PROGRAMM

Dmitri Schostakowitsch

Klavierquintett g-moll op. 57 (1940)

***

César Franck

Klavierquintett f-moll M 7 (1878–1879)

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Zugabe:

Antonín Dvořák

3. Satz: Scherzo (Furiant). Molto vivace (Klavierquintett A-Dur op. 81) (1887)

Donnerstag, 6. April 2023

Wozzeck, 5. April 2023,

 Eine durchwegs einheitlich sehr gute Besetzung machte es sehr schön, Postiv auffallend war Jörg Schneider. Die Inszenierung ist weiterhin unter mäßig zu reihen, logisch ist es nicht und bedrückende Stimmung kommt nicht auf.

Ausgezeichnet Jordan! 

Sehr auch der der EInspringer Radde, der Tambourmajor nicht ganz so gut - warum verliebt sich Marie in ihn? Auch Bohinec schlechter als sonst.


BESETZUNG 05.04.2023

Musikalische LeitungPhilippe Jordan
InszenierungSimon Stone
BühneBob Cousins
KostümeAlice BabidgeFauve Ryckebusch
LichtJames Farncombe
WozzeckBirger Radde
TambourmajorSean Panikkar
HauptmannJörg Schneider
DoktorDmitry Belosselskiy
MarieSara Jakubiak
AndresDaniel Jenz
1. HandwerksburschPeter Kellner
2. HandwerksburschStefan Astakhov
NarrAndrea Giovannini
MargretMonika Bohinec

Sonntag, 2. April 2023

Wiener Philharmoniker / Arnold Schoenberg Chor / Welser-Möst, 2. April 2023, Konzerthaus

Ein fulminanter und berührender Abend. So herrlich alles und ans Herz gehend. Welser-Möst in Hochform, wunderbar ruhig und im rechten Moment aufregend! Die Philharmoniker können also auch Bach auf Weltklasseniveau.

Wunderbare Sänger, ein emotionaler Evangelist Julian Prégardien, ein Jesus mit runder und interessanter Stimme. Dazu vier wunderbare Solisten, von denen noch die Altistin Anna Lucia Richter heraussticht. Ein wunderbarer Schönberg-Chor, der auch die klienen Solisten stellt. 




Siehe auch:
Sinkovicz

Johann Sebastian Bachs philharmonische Heimholung

Konzerthaus. Franz Welser-Möst dirigierte die „Matthäuspassion“: klug disponiert, aber auch mit Gespür und im Bewusstsein einer großen Tradition.

VON WILHELM SINKOVICZ

Wär’ nicht Wien, hätte nicht auch die allerhöchste spirituelle Erfahrung, eine Aufführung von Bachs „Matthäuspassion“, ihre Seitenblicke- taugliche Komponente. Um das also gleich vorwegzunehmen: Den Christus sang Liviu Holender. Mit wohltönendem, nobel geführtem, in allen Lagen firmem Bassbariton. Dank famoser Wortdeutlichkeit stand rasch fest, dieser junge Sänger verdankt das Engagement seinem Können. Apropos Söhne: Julian Pr´e gardien trat als Evangelist in die Fußstapfen seines Vaters. Und verlieh dem Bibeltext eloquent und engagiert, ja: enragiert höchste Dringlichkeit.

Während Holenders Höhe fundiert von der Bruststimme beherrscht ist, mixt Prégardien die Register. Und scheut in Augenblicken äußerster Anspannung nicht davor zurück, seinen Tenor bis zum drohenden Bruch zu fordern. Diesen Tonfall steigerte Kollege Martin Mitterrutzner in der „Geduld“- Arie ins Exzessive. Bei „Ich will bei meinem Jesu wachen“ hatte ihm das philharmonische Oboen–Solo fast die lyrische Show gestohlen. Wie bei den Bass-Arien Ludwig Mittelhammers, wenn er gegen Sturmböen des satt besetzten Streichorchesters anzusingen hatte, überlegte man, ob die von Dirigent Franz Welser-Möst konsequent angewandte Teilung des Ensembles in zwei Chöre zwecks Differenzierung nicht auch bei den Gesangssolisten funktioniert hätte.

Hat das nicht einst Nikolaus Harnoncourt im selben Saal ebenso gehandhabt? Übrigens damals an der Spitze des Concertgebouw- Orchesters, am Beginn jener Gratwanderung der Aneignung der „Originalklang“- Praxis durch große Symphonieorchester. Mit Welser-Möst scheinen die Wiener Philharmoniker nun am Ende dieses Pfades angekommen. Vielleicht läuten sie – geführt von einem Dirigenten, der um historische Erkenntnisse ebenso weiß wie um die große Aufführungsgeschichte – mit einer solchen Wiedergabe eine Postmoderne in Sachen Barock-Interpretation ein?

Harmonie zwischen Wort und Ton

Das spürbare Engagement der Musiker, Hand in Hand mit der gewohnt wachen, selbst im Flüstern intensiven Darbietung des Arnold Schönberg Chors und den von den Zöglingen der Staatsopernschule prägnant gesungenen Choral-Zeilen, garantiert eine packende Bach-Aufführung. Keinen Moment lang muss man hier darüber nachdenken, ob diese oder jene Spielweise musikwissenschaftlich zulässig, ob sie „original“ sei oder nicht. Die Harmonie zwischen Wort und Ton wird sinnfällig: vom stürmischen Concerto-grosso-Ton („Gebt mir meinen Jesum wieder“) bis hin zur innig auf ein klangliches Minimum reduzierten „Aus Liebe“Arie, wo sich der auf klare Linienführung bedachte Sopran Christina Landshamers mit den philharmonischen Holzbläserstimmen zur keuschen, ganz instrumental empfundenen vierstimmigen Invention verdichtet.

Die goldene Mitte markierte Anna Lucia Richter, die ihre Alt-Arien ausdrucksstark und prägnant artikulierend in wunderbarer Harmonie mit dem philharmonischen Bach-Klang modellierte: weit geatmete Bögen, aber auch feinst differenzierte Artikulation bis hin zum Tränentröpfchen-Staccato. Erbaulicher als mit einem dieserart reumütig „entzweiknirschenden Sündenherz“ hätte die Karwoche nicht anheben können.

BESETZUNG

Wiener Philharmoniker

Arnold Schoenberg Chor
Einstudierung: Erwin Ortner

Opernschule der Wiener StaatsoperKinderchor
Einstudierung: Johannes Mertl

Julian PrégardienEvangelist (Tenor)

Liviu HolenderChristus (Bariton)

Christina LandshamerSopran

Anna Lucia RichterMezzosopran

Martin MitterrutznerTenor

Ludwig MittelhammerBariton

Franz Welser-MöstDirigent

PROGRAMM

Johann Sebastian Bach

Matthäuspassion BWV 244 (1727 vor)