Besprechung vom 14. Juni 2015
Mit hat die Oper besser gefallen als im Frühjahr. Der Schluss war diesmal spannender, das dürfte am Dirigenten Graeme Jenkins liegen, der interessanter als der Komponist dirigiert hat. Dazu sind die beiden Liebenden Ferdinand (
Pavel Kolgatin) und Miranda (
Stephanie Houtzeel) in ihre Rolle wirklich hineingewachsen.
Christopher Maltman (Prospero) ist keine so starke Bühnenpersönlichkeit wie Adrian Eröd, seine Stimme liegt tiefer aber war eine tadellose Leistung.
Audrey Luna (
Ariel) und Thomas Ebenstein (Caliban) wieder wunderbar. Das Komikerduo Dan Paul Dumitrescu und David Pershall köstlich. Herbert Lippert muss man schon sehr lieben um ihn anzuhören.
The Tempest
Thomas Adès
Zum dritten Mal in ihrer Geschichte wird an der Wiener Staatsoper eine auf Shakespeares Sturm basierende Oper eines zeitgenössischen Komponisten herausgebracht: Nach der Uraufführung von Frank Martins Opus im Jahre 1956 und Luciano Berios Un re in ascolto folgt nun - als Österreichische Erstaufführung - am 14. Juni 2015 die Vertonung des 1971 geborenen Briten Thomas Adès, die sich, im Gegensatz zu den meisten Musiktheaterneuschöpfungen der letzten Jahre, in kürzester Zeit international etablieren konnte. Im Haus am Ring wird, wie schon bei der Uraufführung in London, der Komponist am Dirigentenpult stehen und seine dreiaktige Oper, in der er „die Vision Shakespeares so getreu wie möglich auf die Opernbühne übertragen wollte“ persönlich dem Wiener Publikum vorstellen.
Koproduktion mit der Metropolitan Opera, New York
und der L'Opéra de Québec
In Zusammenarbeit mit Ex Machina
Vorgeschichte
Nachdem Antonio seinen Bruder Prospero, den rechtmäßigen Herzog von Mailand, gestürzt hatte, trieb er ihn und dessen dreijährige Tochter Miranda, mit Hilfe des Königs von Neapel in einem Boot hinaus aufs Meer. Dass Prospero und das Mädchen überhaupt mit dem Leben davon kamen, verdankten sie Gonzalo, dem Ratgeber des Königs. Gonzalo hatte nämlich aus Mitleid mit den Verbannten, das Boot mit ausreichenden Lebensmitteln und den Büchern Prosperos versehen. Von allen für tot gehalten, fanden Prospero und Miranda schließlich Zuflucht auf einer unbekannten Insel, die sich Prospero mit Hilfe von Zauberei untertan machte.
Ungefähr 12 Jahre später
1. Akt
Vor der Insel Prosperos gerät ein Schiff in ein plötzlich aufziehendes schweres Gewitter und kentert - die Besatzung und die Passagiere, unter ihnen Antonio, der König von Neapel und Gonzalo, kommen jedoch wie durch ein Wunder heil an das Ufer. Miranda vermutet, dass ihr Vater den Sturm durch magische Kräfte entfacht hat und zeigt große Sorge und Mitleid mit den Insassen des Schiffes. Prospero beruhigt sie: Keinem der Schiffbrüchigen würde ein Leid geschehen. Zugleich spricht er ihr gegenüber, die sich nicht mehr an die früheste Kindheit erinnern kann, erstmals über Mailand, ihre Herkunft und die Machenschaften seiner Feinde. Tief betrübt über das Gehörte schläft Miranda ein. Prospero ruft seinen dienstbaren Luftgeist Ariel herbei und befiehlt ihm, auf das Leben und Wohl der Schiffbrüchigen zu achten.
Nun tritt Caliban, der Sohn der Hexe Sycorax, der früheren Besitzerin der Insel, an Prospero heran: Er wirft Prospero Undankbarkeit vor und er macht auch deutlich, dass er an Miranda als Ehefrau und zukünftiger Mutter seiner eigenen Nachkommen interessiert wäre. Voller Abscheu und unter Drohungen wird Caliban von Prospero zurückgewiesen.
In der Zwischenzeit trifft der Sohn des Königs, Ferdinand, der getrennt von den Seinen ebenfalls auf der Insel Rettung fand, auf Miranda. Ganz gegen den Willen Prosperos, verlieben sich die beiden jungen Leute ineinander. Da der von Rachsucht getriebene Prospero in Ferdinand nur den Sohn seines Gegners sieht, stellt sich Miranda erstmals in ihrem Leben gegen ihren Vater.
2. Akt
Die Schiffbrüchigen wundern sich über die Insel und über ihre Rettung, nur der König sorgt sich um seinen unauffindbaren Sohn Ferdinand. Versuche, den König zu trösten, schlagen fehl, zumal der unsichtbare Ariel geschickt Streit zwischen Antonio und Sebastian, beziehungsweise zwischen Antonio und den Hofleuten stiftet.
Als Caliban zu den Schiffbrüchigen kommt, um sie gegen Prospero aufzuwiegeln, wird er belächelt und mit Alkohol betrunken gemacht - man beschließt auf die Suche nach Ferdinand zu gehen und nur Stefano und Trinculo folgen Caliban.
Prospero selbst muss erkennen, dass die gegenseitige Liebe zwischen Ferdinand und Miranda nicht zu zerstören ist und er die Macht über seine eigene Tochter verloren hat.
3. Akt
Caliban, Stefano und Trinculo – alle drei betrunken – gehen auf die Suche nach Prospero, um ihn zu töten, Stefano und Caliban träumen darüber hinaus jeweils von der Herrschaft über die Insel und einer Zukunft gemeinsam mit Miranda. Währenddessen ernennt der verzweifelte König, vom Tod Ferdinands überzeugt, anstelle seines Bruders Sebastian den Ratgeber Gonzalo zum Nachfolger. Als der König und sein Hof wenig später in einen tiefen Schlaf fallen, beschließen Antonio und Sebastian die Ermordung des Königs und Gonzalos, doch der Plan wird von Ariel, der die Schlafenden rechtzeitig weckt, vereitelt. Zugleich führt Ariel dem König und Antonio die Schuld vor Augen, Prospero und Miranda damals, vor zwölf Jahren, in den sicher scheinenden Tod geschickt zu haben. Unterdessen akzeptiert Prospero Ferdinands und Mirandas Liebe, ja er bittet Miranda sogar um Verzeihung - dem mordlustigen Caliban erklärt Miranda hingegen einmal mehr ihre Abneigung. Als Ariel, innerlich bewegt, auf die Trauer des Königs von Neapel und von Gonzalo hinweist, die nach wie um Ferdinand trauern, entschließt sich Prospero, seinen Feinden zu vergeben und die Vergangenheit hinter sich zu lassen: Als die auf der Insel Herumirrenden vor ihm auftauchen, gibt er Ferdinand dem Vater zurück, trennt sich von seiner Zauberkunst und lässt die Geister frei. In Vorfreude auf die Hochzeit von Ferdinand und Miranda verlassen alle gemeinsam die Insel mit dem wiederhergestellten Schiff – nur Caliban bleibt allein zurück.
- Graeme Jenkins | Dirigent
- Robert Lepage | Regie
- Jasmine Catudal | Bühnenbild
- Kym Barrett | Kostüme
- Michel Beaulieu | Licht
- David Leclerc | Video
- Crystal Pite | Choreographie
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- Christopher Maltman | Prospero
- Audrey Luna | Ariel
- Stephanie Houtzeel | Miranda
- David Daniels | Trinculo
- Thomas Ebenstein | Caliban
- Pavel Kolgatin | Ferdinand
- Herbert Lippert | King of Naples
- Jason Bridges | Antonio
- Dan Paul Dumitrescu | Stefano
- David Pershall | Sebastian
- Sorin Coliban | Gonzalo
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