Montag, 3. Februar 2020

Fidelio - Urfassung (Leonore), 1. Februar 2020, Staatsoper


Es wird hier eine Premiere bewertet, wo ich doch strengere Kriterien anlege, als bei einer Repertoirevorstellung

Ein Fiasko und es gibt einige Gründe, warum es gescheitert ist:

  • Die Direktion ist wohl schlecht beraten gewesen, dieses Stück als "große Premiere" mit Kosten (man munkelt für eine Neuproduktion rd. € 1,0 Mio) aufzuführen, obwohl es sicher nicht ins Repertoire übernommen wird. Die Letztfassung ist um vieles besser und stärker. Außerdem wurde diese Fassung vor nicht allzu langer Zeit im Theater an Wien aufgeführt, sowohl szenisch als auch konzertant.
  • Die krampfhafte Umdeutung und die Einführung der Dopplung der Leonore. Es wurde, wie so oft, nicht zu Ende gedacht. Wo es im ersten Akt (mit Einschränkungen) noch funktioniert, wird es im dritten Akt zur Peinlichkeit
  • Zu den Sängern:
       Jennifer Davis war vom Stimmtyp falsch besetzt, daher klang es die ganze Zeit
       nur halbrichtig.
       Es ist ja schön, verdiente Sänger zu nehmen, aber muss es für eine Premiere
       sein
       Es ist keine gute Entscheidung, eine Debütantin gleich in eine Premiere zu
       schicken.

Die Regisseuse vermasselt daneben auch noch so viel. Es wäre hilfreich, dass Libretto ordentlich zu lesen und auch auch die Hinweise die darin stehen zu befolgen. Z.B. warum wird Florestan in die Bahnhofshalle geschleppt, wo doch niemand außer Rocco zu ihm darf?; dann singt er "Gott, welch Dunkel hier" und ein Suchscheinwerfer erleuchtet die Halle!; Florestan verschwindet, während wieder ein Dialog stattfindet und erscheint in anderer Kleidung und ohne Handschellen, die ihm ja erst im Schlußbild abgenommen werden. Auch fehlen oft überleitende Dialoge, sodass eine Musiknummer vollkommen ohne Bezug zu Handlung beginnt.



Positiv hervorzuheben ist vor allem der Dirigent Tomáš Netopil, der eine wiklich ausgezeichnete Leistung abliefert. Von den Sängern hat mit am besten Jörg Schneider (allerdings die kleinste Rolle) gefallen. Chen Reiss sang nach Anfangsschwierigkeiten viel besser. Benjamin Bruns auch ziemlich gut. Es geht jetzt schon sehr Richtung Wagner. Auch war seine Stimme rauh.
Auffallend gut waren auch die beiden Gefangenen Oleg Zalytskiy und Panajotis Pratsos sowie der ganze Chor!!



Pizarro Thomas Johannes Mayer leider ausgesungen, seine Rachearie war trotzdem gut, da sie endlich mal mit Emotionen aufgeladen war
Falk Struckmann schon alt und die Tiefe fehlt schon sehr, es ist halt eine Bassrolle und die Bassbariton!




siehe auch:
Dominik Troger
Heinrich Schramm-Schiessl 
Thomas Prochazka


Dirigent
Tomáš Netopil
Regie Amélie Niermeyer
Textbearbeitung Moritz Rinke
Bühnenbild Alexander Müller-Elmau
Kostüme Annelies Vanlaere
Licht Gerrit Jurda
Choreographie Thomas Wilhelm
Dramaturgie Yvonne Gebauer
Regieassistenz Veronika Sedelmaier
Bühnenbildassistenz Anna Schöttl
Kostümassistenz Stephanie Thun-Hohenstein
Leonore Jennifer Davis
Leonore - die Schauspielerin Katrin Röver
Florestan Benjamin Bruns
Rocco Falk Struckmann
Pizarro Thomas Johannes Mayer
Don Fernando Samuel Hasselhorn
Marzelline Chen Reiss
Jaquino Jörg Schneider
1. Gefangener Oleg Zalytskiy
2. Gefangener Panajotis Pratsos

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