Eine moderne Oper aufführen ist immer ein Wagnis, diesmal ist es aber nach "The Tempest" wieder gelungen, ein spannender und interessanter Abend. Ich denke aber, dass wir uns diese Oper nicht nochmals anschauen wollen. Glücklicherweise bekamen wir ein upgrade, da in der Loge 1 sonst nicht viel zu sehen wäre.
Eine interessante Regie und vor allem Ausstattung, auf Bänder fuhren sowohl Personen als auch Versatzstücke quer durch die Bühne, spannend auch die Türe aus denen immer wieder Auftritte kamen.
Das Stück wurde in drei Teile geteilt und aus Sicht jeweils eines Protagonisten erzählt, was ein sehr guter Ansatz war. Die Handlung wurde sehr gerafft und prägnant mit Musik unterlegt, das Bühnenorchester legte einen Klangteppich und das Orchester im Graben charakterisierte die Rollen.
Die Sänger waren alle wirklich sehr gut, es zeigt sic, dass die Oper aus dem Ensemble eine tolle Premiere besetzen kann (Ausnahme der Countertenor)! Neben der sängerischen war auch schauspielerische Leistung aller großartig!
Aida Garifullina |
Irina: Sehr schön geführte Stimmung, große Präsenz
Margarita Gritskova |
Mascha: Angenehm und schön
Ilseyar Khayrullova |
Olga: Manchmal ein bisserl zu leise
Eric Jurenas |
Natascha: Herrlich als böse Schwägerin, schrill wie es sein soll!
Boaz Daniel |
Tusenbach: Er wird immer besser
Clemens Unterreiner |
Verschinin: Herrlich als verliebter Mann, auch er immer besser
Gabriel Bermúdez | Andrei: Sehr unterhaltsam als Versager
Dan Paul Dumitrescu | Kulygin: Ein verzweifelt verliebter Ehemann,
Norbert Ernst | Doktor: Charakterstudie eines versoffenen Arztes
Viktor Shevchenko | Soljony: Schöner tiefer Bass
Marcus Pelz | Anfissa: Herrlich als Alte
Siehe auch:
http://der-neue-merker.eu/wien-staatsoper-tri-sestri-drei-schwestern-von-peter-eoetvoes-premiere
http://der-neue-merker.eu/wien-staatsoper-tri-sestri
Tri Sestri (Drei Schwestern)
Péter Eötvös
Mit Tri Sestri nimmt die Wiener Staatsoper ein weiteres wichtiges und international erfolgreiches zeitgenössisches Werk in den Spielplan auf. Vorlage für das 1998 in Lyon uraufgeführte Werk – eine abendfüllende Oper großen Formats – war Tschechows Drei Schwestern, wobei die Handlung vom Komponisten Péter Eötvös nicht linear, sondern in drei Sequenzen, genauer dreimal aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird, wodurch manche Episoden der Geschichte mehrfach vertreten sind – allerdings ohne Redundanzen. Um das Publikum mit einer möglichst klaren und verständlichen Sprache zu erreichen, benutzte Péter Eötvös bewusst bestimmte Intervalle, bestimmte Rhythmen und bestimmte Instrumentalkonstellationen sowie an Shakespeare und Ibsen geschulte dramaturgische Regeln.
In russischer Sprache mit deutschen und englischen Untertiteln.
Irina, Mascha und Olga, die drei Töchter des verstorbenen Generals Prozorow leben gemeinsam mit ihrem verheirateten Bruder Andrei in einer russischen Provinzstadt und hoffen sehnsuchtsvoll auf eine bessere Zukunft, auf wahre Liebe und ein erfülltes Leben.
Prolog
Die drei Schwestern beklagen das Abschiednehmen, das einsame Zurückbleiben und das damit verbundene Leiden. Für sie wurde alles zur Erinnerung:
Erste Sequenz: Irina
Irina verzweifelt an ihrem Dasein in der Provinz, das Leben scheint für sie ohne Sinn zu entfliehen. Einst hoffte sie, dass sie nach Moskau ziehen und sie dort den Traummann findet. Ihre ältere Schwester Olga versucht Irina zu überreden, Leutnant Tusenbach zu heiraten, obwohl Irina ihn nicht liebt. Mascha beobachtet die ungeliebte Schwägerin Natascha, die mit einer brennenden Kerze vorbeizieht. Einige Offiziere, die einen Brand in der Stadt gelöscht haben betreten den Salon der Schwestern – unter ihnen Tusenbach und Soljony, die beide um Irinas Liebe buhlen. Während sich Kommandant Verschinin angeregt mit der verheirateten Mascha unterhält, zerbricht der Doktor eine alte Glasuhr. Tusenbach gesteht Irina seine Liebe, doch diese verhält sich zögerlich, macht ihm bewusst weder Hoffnungen noch weist sie ihn ab. Das Gespräch der beiden wird schließlich vom Doktor und von Soljony unterbrochen. Soljony beteuert Irina seinerseits die große Liebe und droht, den Nebenbuhler Tusenbach zu beseitigen. Als Soljony die hinzugetretene Natascha bemerkt, geht er. Natascha wünscht, dass Irina ihr Zimmer aufgibt und es Bobik, dem kleinen Sohn von Natascha und Andrei übergibt. Wenig später verlässt Natascha das Haus, um sich mit ihrem Geliebten Protopopow zu treffen. Die Soldaten verabschieden sich von den drei Schwestern – und zwar für immer, da das Regiment aus der Stadt nach Polen verlegt wird. Irina beschließt Tusenbach zu heiraten und mit ihm die Stadt zu verlassen, aber Soljony tötet Tusenbach bei einem Duell.
Zweite Sequenz: Andrei
Die drei Schwestern klagen darüber, dass Andrei seinen Anlagen nicht gerecht wird und zum willenlosen Werkzeug in den Händen seiner Frau Natascha mutierte, die die Herrschaft im Hause an sich zu ziehen trachtet. Irina verzweifelt an ihrem Dasein in der Provinz, das Leben scheint für sie ohne Sinn zu entfliehen. Mascha beobachtet die ungeliebte Schwägerin Natascha, die mit einer brennenden Kerze vorbeizieht. Andrei verteidigt Natascha gegenüber seinen Schwestern und hebt deren seelischen Adel hervor – dieser geschönten Zeichnung seiner Frau widerspricht allerdings Nataschas grob-unerbittlicher Umgang mit der alten Amme Anfissa, die sie aus dem Haus ekeln möchte. Einige Offiziere, die einen Brand in der Stadt gelöscht haben betreten den Salon der Schwestern. Im Lauf des nun folgenden allgemeinen Salongespräches hebt der Doktor resigniert seine medizinische Inkompetenz hervor und zerbricht eine alte Glasuhr – die Uhr der verstorbenen Mutter der drei Schwestern.
Nachdenklich sinniert er daraufhin vor sich hin und stellt die Möglichkeit in den Raum, dass er die Uhr womöglich doch nicht zerbrochen hat und es nur danach aussehe. Der Doktor geht in seinen Gedanken sogar noch weiter und fragt sich, ob die Existenz als solche nicht bloße Einbildung wäre. Andrei tritt auf ihn zu gesteht ihm, die einstige Liebe zu Natascha verloren zu haben. Seiner Lage schmerzlich bewusst und auf eine bessere Zukunft hoffend verlässt Andrei gemeinsam mit dem Doktor das Haus. Natascha freut sich auf ein Treffen mit ihrem Geliebten Protopopow.
Dritte Sequenz: Mascha
Die drei Schwestern feiern Irinas Namenstag und trinken gemeinsam mit einigen Offizieren Tee. Kommandant Verschinin kommt hinzu, stellt sich vor, erzählt von seiner Vergangenheit in Moskau und seinen Erinnerungen an die Familie Prozorow. Der Doktor schwärmt von der verstorbenen Mutter der drei Schwestern. Mascha ist ihres Gatten Kulygin überdrüssig, etwas später gestehen sich der verheiratete Verschinin und Mascha ihre gegenseitige Liebe, eine Liebe, die Mascha später ihrer Schwester Olga beichtet. Olga stellt sich mit aller Vehemenz gegen diese Liebe, worauf Mascha resigniert. Die Tatsache, dass Verschinin kurz darauf für immer Abschied nimmt, da sein Regiment aus der Stadt verlegt wird, stößt Mascha zusätzlich in tiefste Trauer.
- Péter Eötvös | Dirigent Ensemble (im Orchestergraben)
- Jonathan Stockhammer | Dirigent Orchester (auf der Bühne)
- Yuval Sharon | Regie
- Esther Bialas | Ausstattung
- Jason H. Thompson | Licht und Video
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- Aida Garifullina | Irina
- Margarita Gritskova | Mascha
- Ilseyar Khayrullova | Olga
- Eric Jurenas | Natascha
- Boaz Daniel | Tusenbach
- Clemens Unterreiner | Verschinin
- Gabriel Bermúdez | Andrei
- Dan Paul Dumitrescu | Kulygin
- Norbert Ernst | Doktor
- Viktor Shevchenko | Soljony
- Marcus Pelz | Anfissa
- Jason Bridges | Rodé
- Jinxu Xiahou | Fedotik
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